Viele Menschen tragen eine große Erwartungshaltung
mit in ihre Meditationspraxis hinein, die ihre Motivation
unweigerlich und unverzüglich erdrücken wird.
Für sie geht es bei der Meditation darum, alle Gedanken
abzuschalten, und Glückseligkeit zu erlangen.
Wir alle sind hinreichend vertraut mit der Szene, wie sie
sich statt dessen in der Realität abspielt: während
wir uns in unserem unbequemen Yoga-Sitz winden, jagen die
alltäglichsten Gedanken durch unseren Kopf und hindern
uns daran, uns mit dem Göttlichen zu verbinden.
Frustriert von unserer eigenen Unzulänglichkeit, geben
wir auf.
Aber vielleicht wäre es ja an der Zeit die Annahme
zu hinterfragen, dass es das Ziel der Meditation sei, unsere
Gedanken zum Schweigen zu bringen.
Wenn Menschen beim Meditieren alle Gedanken und Gefühle
abzuschalten versuchen, dann tun sie dies meist in der Überzeugung,
dass diese Aspekte ihrer selbst Hindernisse seien auf ihrem
Weg zu einem Göttlichen, ganz gleich welcher Gestalt.
Doch mit unserer Philosophie ändert sich auch unsere
Herangehensweise an die Meditation. Wenn wir das Göttliche
ebenso als einen Teil unserer Selbst wie als Teil der äußeren
Welt und darüber hinaus betrachten, dann erkennen wir
alles, das aus unserem Innersten kommt, als eine göttliche
Botschaft. Leider haben der tägliche Druck, Stress
und Ablenkungen diese innere Stimme verstummen lassen. Meditation
ist eine Gelegenheit, um sie wieder deutlich sprechen zu
lassen und um unseren eigenen, besonderen Ausdruck des Lebens
zu erkennen.
Natürlich wollen wir uns nach wie vor nicht in den
willkürlichen Auswüchsen unserer Gedanken verheddern,
wie sie besonders zu Beginn der Meditationspraxis vorkommen.
Da der Mensch ein faules Gewohnheitstier ist, sind wir nicht
zu erpicht darauf, unser wahres Ich kennen zu lernen und
zu wachsen. Deshalb wird unser übereifriger Verbündeter,
das Unterbewusstsein, alles tun, um uns von unserem Prozess
der Selbsterkenntnis abzulenken.
Der Schlüssel liegt darin, die Gedanken und Gefühle
nicht zu unterdrücken, sondern sie vielmehr wahrzunehmen
und weiterziehen zu lassen. Lernen Sie zu unterscheiden,
ob ein Gedanke wertvoll ist oder nicht. Wenn er von Bedeutung
ist, dann seien Sie offen für alles, was Ihr Innerstes
Ihnen in dieser Angelegenheit zu sagen hat. In anderen Worten:
hören Sie wieder auf Ihre Intuition. Sie ist der Botschafter
des Lebens.
Während Sie also meditieren, um Ihre einzigartige Stimme
erneut zu hören, anstatt jede Spur Ihrer Persönlichkeit
auszulöschen, unternehmen Sie tatsächlich die
schwierigste, aber auch die bedeutungsvollste Reise, die
ein Mensch jemals antreten kann. Das Leben ist eine Expedition,
um uns selbst zu ent-decken. Niemand anderer kann Ihnen
die Lektionen lehren, die Sie über sich selbst lernen
müssen. Niemand anderer kann ihnen besser sagen, wer
Sie sind, als Sie selbst es können.
Deshalb sollte Meditation nicht als eine Zeit betrachtet
werden, in der wir unserer Stimme noch mehr Gewalt antun.Vielmehr
ist die Meditation eine Gelegenheit, uns selbst einen Besuch
abzustatten und mehr darüber zu lernen, wer wir sind.